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VI(E)-SÃO

VI(E)-SÃO – Der Titel der Ausstellung ist Programm. Für die Annäherung zweier 

Kulturen, Wien und São Paulo, mit einer gemeinsamen Vision – auf portugiesisch “visão”. Entstanden ist die Ausstellung aus der Zusammenarbeit der brasilianischen Galerie “Choque Cultural”, dem Wiener Festival “Calle Libre” und AG18 Gallery. 

Die Ausstellung zeigt Leinwände der renommierten Künstler Tec und Daniel Melim, begleitet von einer kuratierten Auswahl an Druckeditionen sowie Kunstwerken von Streetartkünstlern aus Wien.

Mit Tec und Daniel Melim werden zwei Künstler gezeigt, die den künstlerischen Herzschlag São Paulos spüren lassen. 

Als der Bürgermeister 2006 das Gesetz für eine saubere Stadt erließ, verbot er damit jegliche Werbung auf öffentlichen Plätzen in São Paulo. So wurden zahlreiche Fassaden von kommerzieller Bedrängnis befreit. Daniel Melim malte daraufhin ein großes Wandbild, das eine stadtweite Bewegung auslöste und  in deren Verlauf hunderte Wandbildern in der Stadt geschaffen wurden. 

Befördert hat diese Entwicklung der argentinische Künstler Tec in entscheidendem Maße. Er begann in den Randgebieten der Stadt zu malen, auf Straßen, die bei Regen überflutet werden, auf Plätzen, wo Kinder spielten. Mit Drohnen drehte er Filme, die seine Kunst wie eine Tätowierung auf der Oberfläche der Stadt zeigen.

Beide Künstler haben mit Choque Cultural an denkwürdigen Ausstellungen teilgenommen, u.a. im Kunstmuseum von São Paulo (MASP) zwischen 2009 und 2012. Ihre Präsentationen in einem der renommiertesten Museen der Welt hatte einen durchschlagenden Einfluss auf das Universum der urbanen Kunst in Brasilien und öffnete einen Markt für die neue Ausrichtung zeitgenössischer Kunst.

Melim ist ein brasilianischer Künstler, ein zerebraler Maler, der sich dem Bildraum mit einer mathematischen und geometrischen Perspektive nähert, in der das Gleichgewicht ständig gestört und neu zusammengesetzt wird, wenn Figuren auftauchen und sich im orthogonalen Raum der Leinwand positionieren. Der Künstler bevorzugt grafische und typografische Techniken, die sich auf Comics, alte Zeitungen, populäre Zeitschriften, Fanzines und verschiedene redaktionelle Produktionen, einschließlich Holzschnitte, beziehen. Sein Werk fängt die Nuancen historischer Kontraste ein und bringt seine aktuelle künstlerische Identität zum Ausdruck. Auf seinen Leinwänden und Wandbildern setzt er sich mit Geschlecht, Rasse und Kindheit auseinander und gibt dem Betrachter die Möglichkeit, über diese Erfahrungen nachzudenken.

Tec ist ein Maler aus Argentinien, der seit über zehn Jahren in Brasilien lebt. In seinen Arbeiten konzentriert er sich sehr auf Bewegung, sei es durch schwungvolle Pinselstriche des Action Painting oder durch zarte, akribisch gemalte Details. Tecs Malerei ist eher körperlich und führt zu visuell intensiven Kompositionen durch das Zusammenspiel von kraftvoll aufgetragenen Farben auf der Leinwand und einer Vielzahl kleiner Eingriffe – Worte, Texte, Kritzeleien, absichtliche und sorgfältige Kalligraphie.

Er verwendet sich überlagernde Farbschichten, um seinen Bildern Dichte zu verleihen, während sein zeitgenössischer Stil das Portenho-Filet mit starken Farben, Symmetrie und dreidimensionalen Effekten beinhaltet.  Sein Werk entzieht sich konventionellen Klassifizierungen und vermischt verschiedene Medien und Ausdrucksformen. Seine jüngste Produktion spiegelt die verschwommenen Grenzen zwischen Realität und Fiktion in der heutigen Zeit wider, in der sich die Farce als Tragödie zu wiederholen scheint.

Choque Cultural ist mehr als eine Kunstgalerie. Es untergräbt die Konventionen des Kubus mit weißen Wänden und andere Marktnormen. Denn Kunst kann überall gefunden werden – auf der Straße, in Schulen und sogar auf unseren eigenen Körpern. Und Kunst kann von jedem gesammelt werden – reich oder arm, alt oder jung. 

Entstanden aus der Unzufriedenheit der Architekten Mariana Martins und Baixo Ribeiro mit dem Kunstmarkt und dem zeitgenössischen Kunstsystem, hat Choque Cultural seine Aktivitäten ausgeweitet, neue Zielgruppen entdeckt und pädagogische, städtebauliche und ökologische Programme entwickelt, die die konventionellen Grenzen der Kunst überschreiten und sie dem wahren Leben näherbringen. 

Choque Cultural fördert neue Erfahrungen zwischen Publikum, Künstlern, Sammlern, Museen, Schulen und anderen Institutionen. Neben der Förderung von Bildung, Erholung und Sammeln entdeckt Choque Cultural einen der wichtigsten Aspekte der Kunst wieder: sich eine bessere Welt vorzustellen und zu wagen, sie zu schaffen. Ermuntert wird zur aktiven Teilnahme, mit einer Ermutigung, ganz im Sinne von Joseph Beuys: Jeder Mensch ist ein Künstler. 

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