Christina Papaioannou und Yassonas Megoulas laden ein zu Zeitreisen.
Christinas Arbeiten heißen „Aphrodite´s Dream“, „The Fable of the Orange“ oder „The Tale of the Unbreakable Jar”. Sie erzählen Geschichten, die von der Vergangenheit, über die Gegenwart bis in die Zukunft reichen. Genährt aus ihren kulturellen und künstlerischen Wurzeln, von griechischen Dramen, Komödien, Mythologien. Betrachter tauchen in farbenfrohe Collagen ein, die mit den vielfältigsten Formatierungen Mikrogeschichten erzählen. Zu entdecken sind eine Vielzahl unterschiedlicher Ursprünge für die Kompositionen, die verlangen, sich in die Bilder zu vertiefen, um Zusammenhänge, das Ganze wahrzunehmen. Sie verwendet Pixel, zeigt botanische Motive, Tiere, altgriechische Architektur, Stiche der Renaissance, Kinderzeichnungen und Referenzen zu eigenen anderen Arbeiten. Durch die digitale Bearbeitung der Bilder entstehen neue Strukturen, die manuell auf die Leinwand aufgetragen werden. Es findet eine Wiederverwendung bereits vorhandener Daten statt, die sie in die materielle Realität zurückführt.
„Ich erforsche so die Rolle der Malerei im digitalen Zeitalter. Indem ich dynamische Gemälde mit leuchtenden Farben schaffe, die durch Fragmentierung, individuelle Mikrogeschichten sowie Momente reiner Abstraktion aufgebaut sind.“
Von abstrakten Landschaften bis hin zu Szenen, die an Videospiele erinnern, spielen Christinas Gemälde mit den Grenzen zwischen dem Vertrauten und dem Unerwarteten, während sich hinter den Pinselstrichen ein unterschwelliger Sinn für skurrile Stimmungen verbirgt. Diese spielerischen Szenarien sind in einer unverschlüsselten Sprache formuliert, die den Betrachter dazu einlädt, sie von Grund auf neu zu interpretieren, ähnlich einer psychologischen Erkundung. Auch der menschliche Körper in einer ästhetischen Neuformulierung seiner Figur findet eine zeitgenössische Interpretation in Christinas Werken. Er erzählt von Aufbruch, Dekonstruktion und Freiheit. Ebenso wie neue Medien in Verbindung mit, uns vertrauten, alten griechischen Elementen in einer neuen Formensprache zu uns sprechen und diese Elemente in das zeitgemäße Kunstverständnis einer neuen Generation führen.
Die Serie von Werken, die Yassonas Megoulas in der AG18 präsentiert, ist eine Hommage an seinen Großvater. Megoulas unternimmt eine Zeitreise ins Persönliche und erforscht familiäre Wurzeln. Gemalt hat er nach Fotos, die der Großvater als nicht entwickeltes Material, als Konvolut von Negativen hinterlassen und die Yassonas während der Covid-Quarantäne zufällig im Haus seiner Vorfahren gefunden hat.
Der Großvater, Arzt und Forscher, hatte eine Leidenschaft für die Fotografie. Er war schon gestorben, bevor Yassonas geboren wurde. Seine Fotos boten dem Enkel Gelegenheit, sich dem Großvater, dem Vater seiner Mutter, und dessen Welt-Wahrnehmung zu nähern, der Historie und der Familiengeschichte. „Die Fotos haben in mir den Wunsch geweckt, sie mit meinem eigenen Rhythmus und meiner eigenen Leidenschaft, die im Bereich der Malerei liegt, festzuhalten.“
Der Großvater, ein gebürtiger Franzose, war ein umtriebiger und weitgereister Forscher. In den 1930er Jahren avancierte zum Direktor des Pasteur-Instituts in Athen. Seine Fotos zeigen seine besondere Liebe zur griechischen Landschaft, den sagenumwobenen Altertümern, zu Mythen und Archetypen. „Etwas, das ich wahrscheinlich unbewusst geerbt hatte und das in den letzten Jahren zum Thema meiner Arbeit wurde.“
Megoulas ging es nicht darum, Fotografien realistisch abzubilden. „Foto-Realismus“ ist nicht sein Metier. In der Malerei wäre „Realismus“ immer Auswahl, Interpretation, eigene Darstellung, also mehr Vortäuschung von Realität als Dokumentation. Er hingegen will Emotionen wahrnehmen und wiedergeben, mit seinen Darstellungen und Nuancierungen, mit der Gestaltung von Flächen, Formen und Farben. „Mein Leitgedanke war die ausschließliche Verwendung der fünf Farben, die mein gesamtes Werk prägen: eine Anleihe bei der modernen griechischen Malerei des vorigen Jahrhunderts, der byzantinischen Kunst und dem natürlichen Licht des Mittelmeerhimmels – Gold, Weiß, Grau, Blau und Schwarz.“
Yassonas Megoulas ist ein universeller Gestalter. Ein international renommierter Maler von Murals ebenso wie von Bildern auf Leinwänden und Papier, Bildner von Skulpturen, Fotokünstler und Filmemacher.
Die Ausstellung zeigt 11 Gemälde zusammen mit 21 Fotografien seines Großvaters. Diese Fotografien werden zum ersten Mal auf Papier gedruckt, 90 Jahre nach ihrer Aufnahme.