Enrique Pichardo Egea wurde am 17. April 1973 in Mexiko-Stadt geboren, wo er heute lebt und arbeitet. Schon in jungen Jahren zeigte er großes Interesse an der bildenden Kunst und schuf seine eigenen Puppen und Hobbys. Im Jahr 1995 beschließt er, sich auf seine wahre Leidenschaft zu konzentrieren: Die Malerei. Im selben Jahr tritt er in die Nationale Schule für Malerei, Bildhauerei und Gravur (ENPEG) „La Esmeralda“ ein, an der schon Diego Rivera und Frida Kahlo studiert haben. Dort jedoch ließ er sich nicht einengen durch – wie er es empfand – strikte Regeln und Bürokratie und suchte und fand Inspiration durch Maler, die ihn beeindruckten, wie er erzählt, „große Klassiker in Museen ebenso wie unbekannte Straßenmaler“.
1998 gründet er sein eigenes Unternehmen mit dem Namen „La Casa del Alebrije“, das sich hauptsächlich mit der Herstellung von Alebrije aus Pappmaché beschäftigt. Seine Werke wurden in den wichtigsten Museen von Mexiko-Stadt ausgestellt, darunter: Museo de Arte Popular (MAP) Bellas Artes, Frida Kahlo, Dolores Olmedo, José Luis Cuevas, Culturas Populares, San Carlos. Darüber hinaus exportiert sie in die Vereinigten Staaten, nach Europa und Südamerika.
Pichardo malt rasant und elegant. Mit weichen Schwüngen, ebenso wie harten Linien und gestaltet glatte, prächtig schillernde Farbräume. Er malt mit seiner ganzen Persönlichkeit, mit Körper, Geist und Seele und präsentiert so authentisch, was er mitteilen möchte. Gesichter und Figuren malt er mit nahezu kindlicher Unbefangenheit archaisch. Geschöpfe aus dem tiefsten Inneren menschlicher Existenz. Archetypen. Wie ein Ur-Maler zeigt er uns die Ursprünglichkeit der visuellen Kunst, lässt uns durch Betrachtung nachfühlen, was Menschen beschäftigt, antreibt, stimuliert, erfreut und erschreckt, was sich nur bildlich, nicht sprachlich vermittelt. Doch letztlich überwiegt in seinen Arbeiten Frohsinn und Freude. Das will er den Betrachtern geben: Hoffnung und Mut. Wir sehen pulsierendes Leben, vibrierende Spiritualität. Pichardos Arbeiten erinnert uns mit ihren einfach reduzierten, kindlich erscheinenden Stilmitteln an Höhlenmalereien, die das Wesentliche der Existenz,vor allem auch das Unbewusste, thematisieren. Mit leichter Hand stellt er als gebildeter Künstler Verbindungen her zu Klee, Picasso, Miró, Dubuffet, Baziotes, Basquiat, Chagall, Modigliani, Calder, Lam, Tamayo, Kandinsky, Karel Appel, Dubbufet. Er lässt sich auch von den abstrakten Expressionisten inspirieren, insbesondere von de Kooning, Gorki und Rothko, und – wie er sagt – „von der Kunst der afrikanischen und australischen Ureinwohner, der Werbung und der Straßenkunst, die wir an den Stadtmauern finden“.
Er tanzt, so beschreibt es Adriana Cantoral, „zwischen Schamanen und prähispanischen Kreaturen. Vielleicht sind es Figuren aus dem weiten Mesoamerika, wo sich die ersten Kulturen des Kontinents entwickelt haben. Es könnten Stammespersönlichkeiten aus dem kollektiven Unbewussten sein. Mehr noch, traumhafte Menschen an surrealistischen Orten und Plätzen. In jedem Fall kann man diese unbeschreibliche Komplizenschaft zwischen Künstler und Werk und eine charismatische und fesselnde Persönlichkeit in seinen Schöpfungen wahrnehmen, die jede Oberfläche erobert, die sie beherbergt. Totems, Götter, Menschen, Tiere, Pflanzen, Träume und andere werden uns als Illusion präsentiert; eine Ansammlung von Ahnenwesen, die von der zeitgenössischen oaxacanischen Schule übernommen wurden. Es besteht kein Zweifel, dass sein Werk ein großartiges Beispiel für den mexikanischen spielerischen abstrakten Expressionismus ist.“