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VICTORIA ,Wünsche für die Ukraine

19. 04.2022- 21.05.2022

Aleksei Bordusov. Ukrainischer Künstler. Zurzeit im spanischen Exil. Studium in Kiev an der Akademie der Bildenden Künste. International bekannt als „AEC – Interesni Kazki“. Mit seinen Bildern reisen wir in geheimnisvolle Welten. Wir begegnen surrealistischen Figuren und Szenarien, Menschen und Tieren mit eigenartiger Physiognomie, mitunter Mensch und Tier zugleich. Gestalten mit wuchernder Muskulatur, extremen Gliedmaßen, verschwundenen Taillen, Männern wie Bäume, wuchtiges Leben, als wären sie durch nichts aufzuhalten. Bewachsen mit Blättern, die zu schützen scheinen wie ein Panzer. Schweren Schrittes, kraftvoll, gehen sie ihren Weg durch eine irrwitzige Welt. Mit Mauern, die vereinzelt stehen, außen noch glatt und scheinend, aber ohne angeschlossenes Haus. Körperlose Köpfe schweben in der Luft. Bäume haben Ohren, aus Mauern schälen sich maskenhafte Gesichter. Die Szenerie ist hell erleuchtet, gemalt in kräftigen Farben – mit dunklem Blau, sattem Grün, schillerndem Gelb, schreiendem Rot. Mit reinem Verstand können wir nicht begreifen, wo wir hineingeraten. Vernunft ist außer Kraft gesetzt. Gesetze der Naturwissenschaften verlieren ihre allgemeine Gültigkeit. Gewohnte Wahrnehmungs-Raster lassen uns die Komplexität der Welt nicht verstehen. Symbole und ihre tiefere Bedeutung sind zu erkunden. Zugang ist zu finden zu Träumen, erotisch-stimulierenden und angsterfüllten, zu verwirrenden Fantasien, tief in uns verwurzelten universalen Urbildern, Archetypen unseres Daseins, zu unbewussten Trieben, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Schrecken. Alle Bilder, die wir in dieser Ausstellung zeigen, hat Aleksei Bordusov gemalt, bevor Vladimir Putin die Ukraine mit brutalem Krieg überzogen hat. Seine Gemälde sind keine politischen Statements, kein Kommentar zu aktuellem Horror und akutem Elend. Aber sie mahnen uns, uns nicht selbstgewiss darauf zu verlassen, dass wir mit festgefügten Betrachtungs- und VICTORIA Wünsche für die Ukraine English Version below Denk-Mustern verstehen oder gar vorhersehen könnten, was in der Welt geschieht. Wir meinen, die Realität zu erkennen, weil wir uns die Sur-Realität nicht erschließen.

Plötzlich reißen uns Ereignisse, die wir uns nie vorstellen wollten, die plötzlich aber real stattfinden, aus scheinbaren Gewissheiten, mit denen wir uns Sicherheit und Behaglichkeit eingeredet haben. Wir erleben, wie die Welt aus der Balance gekippt und fürchten, dass dem Grausen in der Ukraine noch viel Schlimmeres folgen könnte. Und trotzdem darf uns der Mut nicht verlassen. “Kunst, mahnt die Historikerin Kia Vahland, „kann nicht die Welt retten oder einen Krieg beenden. Aber sie kann uns helfen, in Zeiten wie diesen innezuhalten, die Situation zu durchschauen und Hoffnung zu schöpfen”. Kunst, so argumentiert sie, lasse uns den Dingen nachspüren, mit allen Sinnen und voller Selbstreflexion.” So erschließen wir uns einen “Denkraum der Besonnenheit im Kampf mit den dämonischen Kräften des Lebens”, wie der Kunsthistoriker Abt Warburg meint. Aleksei Bordusov lädt uns dazu ein.

AEC hat fast überall auf der ganzen Welt künstlerisch gearbeitet und beeindruckende Wandmalereien geschaffen. Wo er malt, nimmt er seine Umgebung, die Menschen dort, ihre Kultur neugierig auf, und lässt sich dort immer wieder neu inspirieren. Besonders intensiv hat er Mexiko erlebt, das Land mit der stärksten Tradition und Kraft von Wandmalerei. Und wie die großen mexikanischen Künstler – Orozco, Riviera, Siqueiros – beherrscht er vielfältige Genres und versteht Wandmalerei als eine künstlerische Ausdrucksform, als Genre, mit dem Kunst und ihre Mitteilungen einem breiten Publikum leicht zugänglich gemacht wird. Die Bezeichnung „Street-artist“ gefällt AEC für sich nicht. Zurecht. Er versteht sich als Maler, der sich in Themen, Kunstformen und Ästhetik nicht beschränken lässt, der sich ständig weiterentwickelt und immer wieder überrascht. “Ich kann das, was ich mache, als eine Mischung aus Symbolismus, Mystik und Surrealismus bezeichnen”, sagt AEC. Seine Arbeit wurde mit den Werken von Bosch, Goya, Dali, Riviera und Moebius verglichen. In Österreich fällt uns dazu noch Rudolf Hausner ein. „Interesni Kazki“ heißt wörtlich „Interessante Märchen“. AEC erzählt sie in aller Vielfalt und nähert sich so auf seine Weise der Wirklichkeit in ihrer Schönheit und Freude und in ihrer Bedrohlichkeit und Düsternis. Im Bemühen, wie er sagt, „den Geheimnissen unseres Daseins auf die Spur zu kommen und mystische Gründe des Universums zu verstehen“.

Er selbst will für seine Bilder keine Interpretation vorgeben. Er überlässt es dem Betrachter, darin zu sehen und zu erkennen, was immer er darin – bei intensiver Betrachtung – erkennen möchte. Denn damit wird die Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen Verhältnis zur Welt angeregt. So wird Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein und Respekt für Individualität und Andersartigkeit genährt.

Aleksei Bordusov Statement:

“Diese Ausstellung ist meinem Heimatland, der Ukraine, gewidmet. Die Ukraine wurde am 24. Februar von Russland brutal angegriffen. Der Krieg geht weiter. Kein Ende in Sicht. Und jeden Tag erfahren wir von neuen Gräueltaten und Verbrechen, die Putins Truppen gegen mein Volk begehen.

Der Titel der Ausstellung “Victoria” steht für das, woran ich glaube und was ich mir für die Ukraine wünsche. Den „Sieg der Schöpfung über die Zerstörung, des Guten über das Böse, der Wahrheit über die Lüge“. Das ukrainische Volk verteidigt sich und kämpft gegen das pure Böse.

Unsere schönen, friedlichen ukrainischen Städte sind in diesen Monaten zerstört worden. Tausende von Zivilisten, darunter auch Kinder, wurden getötet. All diese Taten sind als Kriegsverbrechen einzustufen und werden niemals vergeben werden. Ich fordere die Menschen in Europa und in der ganzen Welt auf, der Ukraine beizustehen. Gemeinsam werden wir siegen.

Die Werke, die ich in dieser Ausstellung zeige, habe ich vor Beginn des Krieges gemalt. Es gibt keine direkte Verbindung zu diesem Krieg. Er existiert dazu nur in einem Bild, das ich hier in Wien gemalt habe.

Zehn Prozent des Erlöses aus dieser Ausstellung spenden wir für humanitäre Hilfe in der Ukraine.”

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