In der Ausstellung „Touch of Venice“ treffen Hako Hankson und Hans Weigand auf Nina Gospodin. Venedig ist der gemeinsame Nenner.
Hako Hankson bespielt aktuell den Pavillon von Kamerun auf der Biennale, Hans Weigand zeigt zeitgleich seine großformatigen Holzschnitte im Palazzo Pisani Santa Marina und Nina Gospodin hat einst die gesamte Formensprache ihrer Malerei in Venedig entwickelt.
Die Arbeiten dieser drei KünstlerInnen sind wie Fenster in eine andere Welt. Traditionelle Techniken treffen auf popkulturelle Codes und Mythen auf die Gegenwart. An keinem anderen Ort der Welt lässt sich das so gut gegenüberstellen wie in Venedig während der Biennale. Einen Hauch Venedig lässt sich ab 18. Juni im Rahmen der Ausstellung „Touch of Venice“ in der AG18 in Wien erleben.
Hako Hankson
Hako Hankson, geboren 1968 in Bafang, Kamerun, lebt und arbeitet heute in Douala. Der Autodidakt, dessen eigentlicher Name Gaston Hako ist, widmete sich schon früh der Malerei und den prägenden Einflüssen seiner Jugend. Sein Vater, Bildhauer und Musiker am Königlichen Palast, prägte Hanksons animistische Überzeugungen, die bis heute sein Schaffen stark beeinflussen.
Animismus ist eine philosophische und ethische Haltung, die den Wert empfindungsfähiger Lebewesen betont. Ähnlich wie der Humanismus schließt Animismus jedoch nicht-menschliche fühlende Tiere nicht aus, nur weil sie nicht zur menschlichen Spezies gehören.
Hanksons Werke zeichnen sich durch die Verwendung von Masken, Stammesfiguren und eine sorgfältige Farbauswahl aus, die sich als eine konzentrierte Darstellung Afrikas präsentieren. Die Masken dienen nicht nur als regions- und kulturübergreifende Symbole, sondern als Schlüsselelemente des Animismus, die eine Brücke zwischen Körper und Seele, dem Hier und dem Jenseits schlagen.
„Mein Vater führte mich in animistische Überzeugungen ein: Durch den Einsatz von Masken und Statuetten im Dialog mit dem Jenseits verstand ich die Macht der Masken und was sie als Geist, Seele und unkontrollierbares Element tragen können.“
Hanksons Malerei richtet sich sowohl an sein Heimatland als auch an die Welt, um ein zeitgenössisches Bild Afrikas zu vermitteln, das seine Stammesnatur bewahrt. Dabei bleibt die Subjektivität des kulturellen Kontextes ebenso erhalten wie die universalistische Formensprache, die ihre Inspiration in Künstlern wie Jean-Michel Basquiat, Dubuffet und Antoni Tàpies findet. Diese formalistische Anlehnung reflektiert sowohl den europäischen, oft verzerrenden ästhetischen Rückgriff auf ursprünglich afrikanische Bildwelten als auch die Inspirationsquellen von Hanksons Jugend.
In diesem Jahr nimmt Hankson an der Biennale in Venedig teil und bespielt dort den Pavillon seines Heimatlandes Kamerun.
Hans Weigand
Hans Weigand, geboren 1954 in Hall in Tirol, wuchs in Absam auf und studierte von 1978 bis 1983 an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Oswald Oberhuber. In den 1990er Jahren lebte Weigand mehrere Jahre in Los Angeles und arbeitete mit Künstlern wie Raymond Pettibon und Jason Rhoades zusammen. Geprägt durch die westamerikanische Kunstszene und die musikalische Subkultur, entwickelte er eine einzigartige künstlerische Sprache, die bildende Kunst, Popkultur, urbane Landschaften und gesellschaftskritische Themen kraftvoll kombiniert.
Weigand nutzt traditionelle Techniken wie den Holzschnitt innovativ, um komplexe, apokalyptische Szenarien zu erschaffen, die alltägliche Phänomene und Identitäten dekonstruieren und collagieren. Seine Arbeiten zeichnen sich durch subversiven Humor und die Verwendung von Symbolen aus Religion und Krieg aus, wodurch eine facettenreiche und kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart ermöglicht wird. Mit dem wiederkehrenden Motiv des Surfers eröffnet Weigand einen intermedialen und temporalen Diskurs, der sowohl klassische Holzschnitt Akte der Renaissance als auch die Ästhetik und das Motiv der Welle in traditioneller japanischer Holzschnitten aufgreift. Die Figur des Wellenreiters thematisiert dabei sowohl Freiheit und Risikobereitschaft als auch ein existenziell individuelles Ringen und Scheitern. Die Darstellung des sorgenfreien Surfers aus der amerikanischen Pop-Kultur wird humorvoll mit apokalyptischen Szenarien kontrastiert, während er einem drohenden suggerierten Weltuntergang zu entfliehen versucht.
Seine Werke wurden in zahlreichen renommierten Kunstinstitutionen ausgestellt, darunter die Secession, das MAK und das 21er Haus in Wien, sowie international im Austrian Cultural Forum in New York und London, im Museum Villa Stuck in München und in der Malmö Konsthall in Schweden. 2022 zeigte die Albertina in Wien eine Auswahl seiner neuesten Werke, die traditionelle Techniken in einen zeitgenössischen Kontext setzen.
Aktuell ist Hans Weigand auf der Biennale in Venedig im Palazzo Pisani Santa Marina vertreten.
Nina Gospodin
Nina Gospodin, geboren 1984 in Hamburg, studierte Kunst an renommierten Institutionen wie der Universität für Angewandte Kunst Wien, der Akademie in Venedig und der Cooper Union in New York City. Diese Einflüsse spiegeln sich in ihrer Arbeit wider, die traditionelle Techniken mit modernen Ansätzen kombiniert.
Gospodin erforscht in ihrer Kunst die Beziehungen zwischen Begriffen und Ideen, insbesondere die Grenzen und Grenzverschiebungen zwischen Funktion und Freiheit. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch die modulare Verwendung von Schablonen aus, die ständig zu neuen Konstellationen und Figurationen gewandelt werden. Ein zentrales Element ihrer Arbeit ist die ständige Befragung des Materials hinsichtlich seiner Eigenschaften und Qualitäten. Sie lässt schwere Materialien leicht und raue Stoffe zart erscheinen, was durch das unmittelbare Tun und die Interaktion mit den Materialien entsteht.
Seit zwei Jahren arbeitet sie in Venedig an einer Serie von Aquarellen, die abstrahierte Impressionen aus den Winkeln und Ecken der Stadt zeigen. Diese neuen Formen verwendet sie als Schablonen für ihre großformatige Serie „Nuovi Angoli – Nuove Forme“. Ihre Arbeiten kombinieren Formalismus mit verfahrenstechnischen Ansätzen, was ihre einzigartige künstlerische Sprache prägt.