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Re-Discover – Re-Create

The Art of Appropriation

Appropriation Art (AA) bezeichnet Kunst, die sich – zu einer eigenen Gestaltung – vorgefundenes Bild-Material aneignet, Elemente aus anderen Kunstwerken, Gemälden, Fotografien, aus Illustrierten, der Werbung und – in Zeiten des Internets – aus dem World-Wide-Web. Es ist Aneignung, um damit Neues zu entwickeln. 

Steve Jobs schrieb Picasso die Aussage zu: „Gute Künstler kopieren, großartige Künstler stehlen“. Belegt ist der Satz als Picasso-Zitat nicht. Aber die Aussage selbst hat etwas für sich, als generelle Bemerkung zu Innovation. Kunst schafft immer Neues, aber ohne die Impulse anderer ist sie nicht zu denken. Frühere Großmeister der AA: Marcel Duchamp, Richard Prince, Andy Warhol, Cindy Sherman, Arnulf Rainer, Franz West. In dieser Ausstellung stellt AG18 eine neue Generation der Appropriation Art vor: Simon Hezel, Andreas Nader, Ben Reyer, Sebastian Schager, und Stephan Schwarz.

AA ist Konzept und Bekenntnis, dass die eigene Kunst sowohl inspiriert ist von der Kunst anderer als auch den vielfältigen Bild-Botschaften der eigenen Lebenswelten. Es ist ein bewusster Prozess. Beeinflusst von subjektiver Wahrnehmung, eigenen Empfindungen und der Zuordnung von Bedeutung. Die Künstler nehmen auf Bestehendes Bezug, entnehmen, zitieren, paraphrasieren, arrangieren neu, kreieren eigenen Kontext, gestalten, schaffen so neue Kunst. Es ist Wiederentdeckung und Neu-Entdeckung. Wieder-Erschaffung und mehr noch Schaffung von Neuem. Eigene Kreativität. 

Die Ausstellung zeigt verschiedene Zugänge, Stilmittel, Varianten in Malerei, Fotografie, Druckgrafik, Collagen, Plastiken und Techniken. Anwendung findet dabei auch „Artificial Intelligence“ (AI). Sie lässt erahnen, was AA uns in Zukunft durch die zusätzliche Nutzung von AI noch bieten wird.

Sebastian Schager zitiert unbefangen aus klassischer Kunst, „stiehlt“, wie er selbst-ironisch sagt, zum Beispiel bei Leonardo oder Raffael, kombiniert mit Witz Comics, Fotos, Mangas, dekonstruiert raffiniert überlieferte Geschichten und schafft – auch mit „Artificial Intelligence“ – neue Erzählungen.

Ben Reyer zeigt Collagen, Bilder, in denen die verschiedenen Elemente Botschaften und Erwartungen transportieren, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden, die vorgeben wollen, was wir attraktiv, reizvoll, begehrlich finden, ja, wie wir überhaupt empfinden und denken sollen. Durch seine Arrangements entstehen neue Zusammenhänge, in denen die manipulative Intention dieser Botschaften reflektiert wird.

Simon Hezel bezieht sich in seinen Gemälden auf Manet und lässt sich inspirieren durch alte Fotos. Er löst einzelne Elemente aus vorgefundenen Zusammenhängen, präsentiert Details mit neuer Wahrnehmung und in neuer Perspektive. Im Hintergrund seine Darstellungen erkennen wir, in neuer Frische, Zitate aus den Arbeiten des Künstlers Blinky Palermo.

Stephan Schwarz verdichtet in seinen Köpfen Lebensgeschichten. Er führt uns zu dem Bildhauer FX Messerschmitt, dessen Skulpturen uns mit ihrer grotesken Emotionalität Einblicke in Turbulenzen des Seelenlebens geben. Zu sehen ist ebenso ein Ensemble von Boxer-Köpfen, gestaltet um alte Boxhandschuhe. Skulpturen von Kämpfern, von Menschen, die sich durchboxen mussten.

Andreas Nader zeigt uns in eigener Weise die Virtuosität, die ein Künstler mit Mitteln Künstlicher Intelligenz entfachen kann. In seinen Foto-Arbeiten, gestaltet wie traditionelle Tirol-Tourismus-Werbung, spielt er mit Referenzen zu österreichischen Maler-Ikonen wie Herbert Brandl, Gustav Jahn und Alfons Walde. Präsentiert in Hochglanz-Abzügen, die jedoch, bei genauerem Hinschauen, nicht mehr eine Idylle vorspiegeln, sondern offenbaren, wie durch menschliche Eingriffe Natur der Gefahr von Zerstörung ausgesetzt wird.

Zu dieser Ausstellung ist ein hochwertiger Katalog in einer limitierten Auflage von 200 Stück erschienen.
Gedruckt in einer Kombination aus Digitaldruck und Risografie.
Mit einem Essay über Appropriation Art von Jan Svenungson.

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