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BREAKING PATTERNS OF PERCEPTION

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LOST OPTICS. OP ART MODERN.

22.10-18.11.2021

Lost.Optics zeigt uns geometrische Formen, in leuchtenden Farben, futuristisch im Stil, beeinflusst von digitalen Kunstformen – eine moderne Variante der Op Art.

Op Art gilt als Spielart oder Weiterentwicklung der konkreten Kunst. Die Kunstwerke sind abstrakt, mitunter farbenfroh, mit geordneten Körpern, Linien und Mustern und lassen durch ihr Arrangement dynamische visuellen Effekten entstehen. So entsteht der Eindruck von Bewegung, Vibration, Überlappung.

Die Hochphase der Op Art begann in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Einer ihrer frühen Protagonisten war Victor Vasarely.

Manche Werke können zur kinetischen Kunst gezählt werden, da sie Bewegung nicht nur vortäuschen, sondern (einzelne) Elemente tatsächlich bewegt werden – manuell, mechanisch oder elektrisch. Die visuellen Effekte ändern sich dadurch und werden kompositorisch verstärkt.

Auch die Perspektive und die Bewegung der Betrachter verändert die Wahrnehmung der optischen Effekte. Op Art macht das Betrachten, Seh-Gewohnheiten, Wahrnehmungsmuster zum Thema und reflektiert Illusionen der Wahrnehmung. Betrachter setzten sich selbst in ein Verhältnis zu den Bildern, macht sich zum Gegenüber, mit jeweils individuell besonderen Erlebnissen und Empfindungen.

Die Formen, Linien und Muster der Bilder selbst stellen keine profanen Objekte dar. Es gibt daher in ihnen nichts objektiv Zuerkennendes. Für Betrachter ist das ein Herausforderung. Menschen wollen, dem was sie sehen, einen Sinn geben. Sie suchen in visuellen Reizen nach Erkenntnissen, die korrespondieren mit ihren Erfahrungen. Sie neigen dazu, wie psychologische Studien zeigen, auch optischen einen Sinn zuzuschreiben, auch wenn die – wie etwa eine Fläche mit einer Vielzahl wahllos applizierter Punkte – keine Struktur, keine Muster hat und nichts darstellen will.

Op Art Bilder wollen herausfordern, irritieren, verwirren. Sie machen es oft unmöglich den Blick auf einzelne Elemente zu fixieren, vor allem wenn sie ausgestellt werden in dunklen Räumen. Durch den autokinetischen Effekt wird die Illusion der Bewegung zusätzlich verstärkt. Und das mag – ohne flimmern und Schwindelgefühle – nur bedingt ausgehalten werden. Der Betrachter ist gezwungen, sich dem Reiz – und der Illusion! – zu entziehen. So kann die Illusion selbst und kann Erkenntnis, die Art wie wir Erkenntnis gewinnen, reflektiert werden.

Der Begriff Op Art, kurz für Optical Art (Optische Kunst), wurde geprägt von dem Kritiker Jon Borgzinner, eingeführt zum ersten Mal im Time Magazine 1964. Etabliert wurde das Label durch Ausstellungsrezensionen – z.B. von Julian Stanczaks Ausstellung „Optical Paintings“ in der Martha Jackson Gallery oder der Ausstellung „The Responsive Eye“ im New Yorker Museum of Modern Art (Februar 1965).

Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 so lautete der Titel einer umfassenden Werkschau des Wiener Museum der modernen Kunst (Mumok). Das Museum lud mit der Ausstellung dazu ein, „in die Welt der Sinnestäuschung und Wahrnehmungsver- schiebung, der Raumillusionen und Illusionsräume einzutauchen“. Die Aussteller betonten: „Vertigo – der Titel ist nicht von ungefähr dem Hitchcock-Klassiker entlehnt – stellt den vibrierenden Werken der Op-Art-Bewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert ausgewählte Referenzwerke des 16. bis 19. Jahrhunderts gegenüber“. Die Ausstellung versprach, durchaus zu recht, nicht nur den Sehsinn zu fordern, sondern Erfahrungen zu vermitteln, die den gesamten Körper affizieren.“

Op Art bezeichnete das Mumok als „einen Manierismus der konkreten Kunst“. Als Referenz und Kontrapunkt wird Piet Mondrian angeführt, der in seinen Arbeiten nach Maß und Harmonie strebte und Eindrücke von Ausgewogenheit und Geschlossenheit hervorrufen wollte. Op Art Werke zielen auf das genaue Gegenteil. Formal sind beide Kunstrichtungen artverwandt. Sie arbeiten beide mit rational-konstruktiven und repetitiven oder nur leicht veränderten Gestaltungs-Prinzipien. Op Art freilich setzt sie nicht ein, um Gelassenheit zu fördern. Op Art will irritieren und überfordern. Freilich nicht, um spektakulär zu wirken, nicht oberflächlich, sondern mit der Ambition, Besinnung zu stimulieren, den Sinn zu schärfen für Vortäuschungen, falsche Annahmen und Schlussfolgerungen und Ambivalenzen. 

Lost.Optics, geboren 1986, ist ein Künstler aus Rumänien. Er lebt und arbeitet in Bukarest. Begonnen hat er mit Graffiti-Arbeiten und sich weiterentwickelt zur künstlerischen Gestaltung von öffentlichen Räumen. In den letzten zehn Jahren hat er sich international einen Namen als Vertreter moderner Op Art gemacht. Die Ausstellung in der AG18 zeigt Bilder auf Leinwänden und Papier und in der Galerie gestaltete Wände.

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