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Hope

HOFFNUNG, HOPE, ESPOIR, ESPERANZA, מקווה

Boicut, Johanna Braun, Max Brenner, C-Line, Maya Gelfman, Renato Hunto, Moiz, Pichardo, Tanja Prušnik und Phillip Renda.

25.06-07.12.2021

Den Anstoß gab David Hockney. Mit seiner Bemerkung, dass er nicht wisse, ob Kunst die Welt verändern könne. Er wisse allerdings, aus eigener Erfahrung, dass Kunst helfen könne gegen Verzweiflung. Damit sagt Hockney: Kunst kann Hoffnung geben. Befreit sich von konditionierten Denk- und Darstellungsmustern. Sie überrascht, zeigt neue Perspektiven, inspiriert, regt zu neuen Erkenntnissen an, weist somit Wege aus empfundener Ausweglosigkeit. Kunst schafft so Zuversicht. Sie macht Mut und gibt Lebensfreude.

Deshalb haben wir Künstler, mit denen wir zusammenarbeiten, gebeten, für eine AG 18-Ausstellung ein Werk zu schaffen, das für sie Hoffnung ausdrückt und so womöglich auch anderen Hoffnung geben kann.

Kunst bildet Wirklichkeit nicht ab. Sie zeigt, wie ein Künstler/eine Künstlerin Wirklichkeit empfindet und wie Wirklichkeit gestaltet werden könnte. Kein Gemälde ist Dokumentation. Selbst der sogenannte Foto-Realismus ist Gestaltung. Interpretation. Eine persönliche Aussage über die Wirklichkeit. Kunst ist, wie Gerhard Richter, sagte „Sinngebung, Sinngestaltung“ und somit „die höchste Form von Hoffnung“.

Die Zugänge, die wir ausstellen, sind sehr persönlich und sehr offenherzig. Hoffnung gedeiht mit Neugier, Offenheit und – in Gemeinschaft – Toleranz. Die Bilder, jedes für sich, sind Aussage und Angebot. Weil sie uns etwas mitzuteilen haben.

Die Bilder und Installationen der Ausstellung laden ein zu genauer Betrachtung. Sie führen uns nicht in Traumwelten. Sie gaukeln uns keine einfachen Lösungen vor. Sie setzen nicht auf Suggestion oder Autosuggestion. Sie appellieren nicht an Glauben und versprechen uns nicht Erlösung durch Glauben. Sie zeigen uns verschiedene Facetten des Lebens, auf unterschiedliche Ebenen, und hinterfragen immer auch, was wir erhoffen. So bieten sie uns Besinnung und dadurch neue Hoffnung. Ganz im Sinne von David Hockney.

Hoffnung heißt: Zuversicht haben, dass die Zukunft gut wird, eintrifft, was wir uns wünschen und worum wir uns bemühen. Hoffnung ist getragen von Erwartungen. Dass wir Mittel und Wege finden, um Schwierigkeiten zu überwinden und gesetzte Ziele zu erreichen. Hoffnung ist nicht Gewissheit. Sie schließt Zweifel, Sorge und Angst nicht aus, aber sie lässt solchen Gefühlen nicht allen Raum. Hoffnung spendet Trost und gibt Energie. Sie stärkt Ausdauer und Widerstandskraft. Sie schützt uns davor, von Passivität vereinnahmt zu werden. In Passivität geben wir unsere Bemühungen, zu ändern, was uns bedrückt. Wir glauben nicht mehr daran, Ziele erreichen zu können. Hoffnung löst uns von der Fixierung auf Bedrohung und Gefahr. Sie hilft uns, den Blick zu erweitern, die Perspektive zu wechseln, Einschätzungen zu ändern, Handlungs-Möglichkeiten und Ressourcen zu entdecken, mit denen Probleme zu bewältigen sind. Hoffnung ist ein Gefühl. Es kann jedoch gespeist werden aus vernünftigen Einsichten. So ist sie begründet. Hoffnung gibt die Kraft, etwas zu erreichen, das ohne Hoffnung nicht zu erreichen ist.

Bei Illusionen gibt es nur fadenscheinig Begründungen. Sie züchten Fantasien, Wunschträume. Aber tatsächlich gibt es keinen Weg, um zu dem gewünschten Ziel zu gelangen. Man kann nichts Praktisches dafür tun. Man mag sich vorstellen, dass beten hilft. Das freilich setzt den Glauben an ein höheres oder überhaupt an höhere Wesen voraus, die unser Schicksal in der Hand haben. Agnostiker schließen deren Existenz nicht kategorisch aus, würden aber keine Instanz anflehen, deren Bestehen für sie ungewiss ist. Atheisten hielten dies freilich für völlig sinnlos. Hoffnung hegen sie allerdings. 

Hoffnung ist das Gegenteil von Verzweiflung. Zu verzweifeln bedeutet, jede Hoffnung fahren zu lassen, sich machtlos, also mutlos und hilflos zu fühlen. Nichts inspiriert. Nichts erfreut. Hilflosigkeit mündet in Ziellosigkeit, Resignation und schließlich Depression. Hoffnung können wir somit, in Anlehnung an Ernst Bloch und in Abgrenzung zu Nietzsche, zum Prinzip erklären – sie sagt ja zum Leben und ergibt sich nicht der Qual.

Michael Schmitz, AG18

C-unst Masken und sledi_spuren: Die Künstlerin Tanja Prušnik nutzte die zurückgezogene Zeit im Atelier für ein aktuell-relevantes Kunstprojekt. Ihre C-unst Masken entstanden aus der Reaktion auf eine Anfrage nach künstlerisch gestalteten Masken. Die Idee zu den Falt-Unikaten kam ihr bei der Betrachtung eines ca. neun Monate zurückliegenden Kunstprojektes: Der von ihr gestalteten Rosenserviette Edition 14/edicija 14 – eine von Ihr gestaltete Papierserviette deren Nutzung jedem individuell überlassen war – von Serviette bis Sammelobjekt. Dass eine Serviette den Bezug zum nunmehr zu verdeckenden Gesichtsteil herstellt war naheliegend.

Die verbliebenen Exemplare verarbeitete Prušnik nun zu individuellen Masken. „Ich beschäftige mich seit langem mit durch die Origami-Technik inspirierte Faltungen. Zum Einsatz kam diese bereits 2015 bei der Kleinserie Manga. Durch einzigartige Biegungen, Knicke und Falze, wird aus einem Multiple ein Unikat. Keine Maske hat dieselben Faltungen.“, so die Künstlerin. Jetzt sind die Masken ein Werk in einem entsprechenden, dazugehörigen Objektkasten.

Tanja Prušnik

Vernissage: 25.06.2020 18:00

Zu den Arbeiten von Tanja Prušnik sprach Felicitas Thun-Hohenstein, Kunsthistorikerin und Professorin am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie ist Autorin, leitet etliche Forschungsprojekte und war Kuratorin für den Österreich Pavilion zur Biennale 2019.

Die Darstellerinnen Mara Koppitsch, Maja Sikanic, Marion Wölfler vom ILIOS Théâtre gaben eine Performance, nach einer Inszenierung von Marie-Therez Lorenz. Für die Performance trugen die Darstellerinnen Masken der Künstlerin Tanja Prušnik. Linien und Formen der Masken leiten die Darstellerinnen in ihren Bewegungen. Figuren entstehen, die miteinander, mit dem Raum und den Spuren, die wir hinterlassen, interagieren und in Beziehung treten. Ausgelotet wird dabei der Umgang mit Nähe und Distanz, diesen räumlichen und emotionalen Verhältnissen, die aktuell immer wieder neue Bedeutung erfahren. Durch das Spiel wird die kunstvolle Gebrauchsmaske, der Mund-Nasen-Schutz, theatralen Maske, mit Bezug auf eine Tradition vom antiken Theater bis zur Commedia dell’arte und expressiven Masken.

Zur Aufführung spielte der Cellist Ivan Turkalj, ein Künstler, der stets auf der Suche nach unbekannten musikalischen Welten ist. Turkalj ist vor allem Kammermusiker – in den unterschiedlichsten Variationen. Als sein Ziel nennt er: revolutionäre zeitgemäße Musik.

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